Franziska Elea

Professionelle Instagram Fotos & Die Wahrheit über die Beauty Retusche

Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Schnappschuss, ist in der Regel eher eine gekonnte Inszenierung, die viel Aufwand,  Erfahrung und Detailliebe erfordert. Du hast ständig eine tolle Idee im Kopf, versuchst sie umzusetzen und bist am Ende total ratlos, weil das Ergebnis nie deinen Vorstellungen entspricht? So geht es glaube ich den meisten Anfängern. Deshalb und aufgrund zahlreicher Nachfragen gebe ich euch heute eine Step-by-Step Anleitung für gute Instagram Bilder und möchte vor allem offen legen, wie viel Arbeit manchmal hinter einem einzigen Foto steckt.

 

1 Inspiration, Motiv und Idee

Immer wenn ich auf Instagram ein Foto sehe, das ich richtig gut finde, mache ich einen Screenshot und überlege, wie ich das, was ich gesehen habe, in eine eigene Idee umwandeln könnte. Dann betrachte ich die Mittel, die mir zu Verfügung stehen, d.h. Klamotten, Accessoires, Hintergründe. Was ich mir ehrlich gesagt oft bei anderen 1:1 abschaue, ist die Perspektive, aber dazu später mehr. Nach eifriger Überlegung – Profis entwerfen an der Stelle wahrscheinlich ein Mood Board, aber wir wollen mal nicht übertreiben – habe ich dann ein Bild im Kopf und kann mit der Umsetzung beginnen.

 

2 Location bzw. Hintergrund optimieren

Auf meinem Beispiel (mein heutiges Instagram Bild) besteht der Hintergrund aus meinem Bett, das steht nacht Punkt 1 bereits fest. Dann schaue ich genau hin und schätze ab, welcher Teil der Kulisse auf meinem Bild zu sehen sein wird. in diesem Fall also hauptsächlich die rechte Ecke meines Bettes. Demnach richte ich alles auf diesen kleinen Bereich aus, drapiere die Kissen, setze die Lichterkette in Szene und schaue mir zwischendurch alles durch die Handykamera an. Dadurch wirkt nämlich alles gaaaaanz anders bei der bloßen Betrachtung mit dem menschlichen Auge. Meine Erfahrung sagt mir mittlerweile schon ziemlich schnell, was durch die Kamera wirken wird und was nicht.

 

 

3 Make Up, Frisur und Outfit anpassen

Natürlich habe ich in Punkt 1 alles bedacht und ein farblich sowie stilistisch passendes Outfit bereitgelegt. Die Details sind auf jedem Bild unglaublich wichtig, denn auch wenn wir sie nicht bewusst wahrnehmen, sind sie da und haben einen wesentlichen Einfluss auf den Gesamteindruck. Harmonie ist das Stichwort! Da meine Kissen und mein Hintergrund hell und pastellig wirken, sollte ich besser kein schwarzes Oberteil tragen – ich denke ihr versteht, was ich damit sagen will 😉

 

4 Licht!

Oft bin ich in einem Restaurant, möchte ein Bild von mir und meinem Essen machen, das „in Echt“ wirklich soooo toll und instagramable aussieht, dass ich es unbedingt mit euch teilen möchte. Leider hole ich mein iPhone meistens gar nicht erst heraus, da ich weiß, dass die Beleuchtung im Raum viel zu gelb, zu dunkel und ganz einfach zu mies ist, um ein gutes Foto zu produzieren. Häufig lassen sich Defizite mit Photoshop ausgleichen, aber meine Erfahrung sagt mir, wann das möglich ist und wann eben nicht. Das akzeptiere ich lieber, als ein schlechtes Bild zu posten und meine Zeit zu verschwenden.
Ansonsten gilt: Tageslicht ist die unangefochtene Nummer 1 unter den Lichtquellen und im Winter ist es manchmal um 14 Uhr schon so dunkel, dass ich mich damit abfinden muss, an diesem Tag eben keine Bilder mehr zu machen.
Wer das nicht einfach so hinnehmen möchte, kann jedoch auch eine sogenannte Softbox und/oder einen Leuchtring nutzen. Das sind künstliche Lichtquellen, die zwar kein Tageslicht ersetzen, mir in der dunklen Jahreszeit jedoch zumindest das nötige Licht verschaffen (die Bilder oben sind damit entstanden). Nicht optimal, aber eine Möglichkeit.
Egal wo ihr seid und welches Licht ihr verwendet, es sollte besser nicht von oben oder hinten kommen. Gegenlicht ist was für Fortgeschrittene und ich persönlich bevorzuge sowieso helle, ausgeleuchtete Fotos. Seht also zu, dass euer Gesicht bzw. euer Motiv der Lichtquelle zugewandt ist. Helligkeit von rechts, links, unten, whatever bringt meiner Meinung nach weniger schöne Ergebnisse hervor.

 

5 Position und Perspektive finden

Neben der Beleuchtung der wahrscheinlich wichtigste Punkt! Hier geht es um Millimeter, denn ein kleiner Schwenk mit der Kamera bringt am Ende tatsächlich ein gaaaaanz anderes Ergebnis hervor. Fotografiert man besser von oben, von unten, von rechts, links, vorne oder hinten? Soll die Kontur meines Gesichts noch zu erkennen sein oder vielleicht ein bisschen mehr vom Hintergrund sichtbar werden? Muss die Kamera ein Stück weiter nach hinten rücken oder ich weiter weg von der Wand? DAS DAUERT und ist auch der Grund, warum man eigentlich immer 50-100 Fotos schießen muss, bis das perfekte dabei ist.
Auch wenn das Auge bereits geschult ist und man aus Erfahrung direkt sagen kann: „Fotograf, du musst weiter nach links und einen Tick mehr von unten kommen“, braucht es viele Schüsse, bis wirklich alles stimmt. Je nachdem, was ihr von euren Ergebnissen erwartet und wie perfektionistisch ihr seid, kann der Prozess natürlich auch schneller von statten gehen.
Damit ihr besser versteht, was ich damit meine, hab ich euch hier 2 Motive aus unterschiedlichen Perspektiven rausgesucht. Seht ihr, dass eine minimal andere Sichtweise gleich ein ganz anderes Bild ergibt? (Die Fotos sind unbearbeitet)

6 Photoshop, Lightroom, FaceTune – retuschiere!

Jeder Profi weiß: Die Bearbeitung macht das halbe Bild. Oft nehme ich Fotos auf, die eigentlich total „unperfekt“ sind, da ich weiß, dass ich die Defizite locker mit Photoshop ausgleichen kann. Ein erfahrener Fotograf weiß sofort: Die Umgebung ist zwar ein bisschen zu dunkel, aber das lässt sich bearbeiten ohne dass das Foto massiv an Qualität verliert. Genauso weiß er aber auch, wann es absolut hoffnungslos ist (wie zB in manchen Restaurants).
Das mit Abstand beste Programm ist natürlich Photoshop. Dann kommt erst mal lange nichts, dann alle anderen 😀
Leider kostet dieses Programm aber eine Menge! Geld, weshalb ich Adobe Photoshop + Lightroom für knapp 12€ monatlich abonniert habe. Lange dachte ich, das sei nicht nötig, da ich auch  mit kostenlosen Alternativen wie Picasa oder Gimp auskomme und auf keinen Fall Geld in diese „Blog Sache“ investieren wollte, aber wenn ihr wirklich professionell arbeiten wollt, kommt ihr am Ende um Photoshop nicht herum – es lohnt sich wirklich. Kostenlose Programme sind in den einzelnen Funktionen einfach viel schlechter. Lightroom ist mit ca. 120€ Festpreis definitiv auch eine Alternative; ich selbst habe ca. 1 Jahr damit gearbeitet und nutze es heute noch für die Grundbearbeitung (Aufhellen, Hintergrund entsättigen, einzelne Partien hervorheben) und wenn ihr Einsteiger seid, kann ich euch nur empfehlen, mal damit zu beginnen.
Wie bearbeite ich nun meine Fotos? Das ist eine der mir am häufigsten gestellten Fragen, auf die ich endlich mal detaillierter eingehen möchte – wen das nicht interessiert, der sollte diesen Part überspringen, dann ist der Post für euch schon zu Ende 🙂

Als erstes übertrage ich mein Bild auf den PC und nutze die Grundeinstellungen bei Lightroom, um grobe Verbesserungen vorzunehmen. Die Belichtung drehe ich meist etwas höher, die Temperatur minimal runter und ändere eventuell noch ein bisschen was an der Gradiationskurve (dunkle/helle Mitteltöne zB). Danach markiere ich mit der Pinsel Funktion den Hintergrund und bearbeite diesen separat: Sättigung etwas raus, Klarheit ein bisschen hoch und evtl nochmal mit der Temperatur oder den Lichtern ein wenig rumspielen.
Dann exportiere ich die Datei und gehe über zu Photoshop. Die Funktion „Verflüssigen“ ist mein bester Freund, denn damit lässt sich einfach alles verzerren/umbauen/ausbessern und selbst wenn ich mal auf einem Foto nicht so gut getroffen bin, rückt Photoshop alles wieder an die rechte Position 😀 Nach dem gleichen Prinzip funktioniert auch „Umformen“ bzw. „Verfeinern“ bei FaceTune, die App habe ich kürzlich erst empfohlen. Das hört sich jetzt erst mal nach ganz schön viel FAKE an, aber wie ihr wisst, bin ich immer ehrlich und glaubt mir: Alle machen das, es redet nur keiner darüber.

Zuletzt begebe ich mich dann an die eigentliche Beauty Retusche, lasse kleine Hautunreinheiten oder störende Zigarettenstummel auf dem Boden mit „Ausbessern“ oder dem „Stempel“ verschwinden, schärfe eventuell nochmal ein wenig nach und taddaaaaaa: Das Werk ist vollbracht 😀

Das sind natürlich nur die Grundbearbeitungsschritte, je nach Foto variiert meine Vorgehensweise natürlich ein wenig, aber das müsst ihr einfach selbst herausfinden.

Um die Frage aller Fragen zu klären: Ich benutze die Programme Photoshop, Lightroom, FaceTune, VSCO Cam, Snapseed und selten aber hin und wieder You Cam MakeUp für die Wimpern (totale Amateurapp und nicht unbedingt die beste Empfehlung, aber ich steh dazu :D).

 

Vielleicht habt ihr jetzt eine ungefähre Vorstellung davon, wie viel Arbeit hinter so einem Foto stecken kann. Ich sehe meine Bilder deshalb nicht als Schnappschüsse, sondern eher als „kleine Kunstwerke“ an und hoffe, dass jetzt jeder irgendwie verstanden hat, dass auch das Leben und die Gesichter der Blogger nicht immer so perfekt und makellos sind, wie auf den Instagram Fotos 😉

 

Happy Sunday,

xx Franzi